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Ist Donald Trump in Wirklichkeit nur ein Donald Duck? (Robert Halver, Christoph Scherbaum)

Autor:
Christoph Scherbaum

Die Börsenblogger ist das einfache und direkte Sprachrohr von Journalisten und deren Kollegen, die teils schon mit jahrzehntelanger Arbeits- und Börsenerfahrung aufwarten können. Auch als professionelle Marktteilnehmer. Letztlich sind wir alle Börsenfans. Aber wir vertreten in diesem Blog auch eine ganz simple Philosophie: Wir wollen unabhängig von irgendwelchen Analysten, Bankexperten oder Gurus schreiben, was wir zum aktuellen (Börsen-)Geschehen denken, was uns beschäftigt. Das kommt Ihnen, dem Leser, zu Gute.

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24.03.2017, 10925 Zeichen

Die unerwarteten Schwierigkeiten der neuen US-Präsidentschaft, im republikanisch geprägten Kongress „Obamacare“ zurechtzustutzen, nähren Zweifel an der Handlungsfähigkeit von Donald Trump, seine elementaren Wahlversprechen – u.a. die große Steuerreform – durchzusetzen. Droht Trump also frühzeitig zur lame duck zu werden? An den US-Aktienmärkten werden erste Zweifel an den Trumpschen Vorschusslorbeeren laut, ohne sich bislang in klaren Kurskonsolidierungen zu zeigen. Europäische Aktienmärkte zeigen neuerdings eine Outperformance zu US-Titeln. Tatsächlich bleibt die Geldpolitik der EZB trotz ihr unterstellter Restriktionsabsichten ultralocker. Und auch der neue Dividendenrekord trägt zur Aktienstabilisierung des DAX bei.

Trumponomics nur eine Euphorie-Blase?

Es war das Hassobjekt der Republikaner im US-Wahlkampf: Obamacare. Diese „gesundheitspolitische Schande“ wollte Trump so schnell wie möglich beseitigen. Leichter gesagt als getan: Wenn schon Obamacare selbst für eine republikanische Mehrheit im Kongress eine massive Herausforderung ist, wie ist es dann erst um die Umsetzung der Trumponomics, die großen Reformvorhaben wie z.B. die US-Unternehmenssteuerreform und Deregulierung bestellt? Haben wir es mit einem Menetekel, der Trump-Dämmerung zu tun? Hat der Immobilienlöwe den Mund etwa zu voll genommen und unterschätzt, dass in der Politik andere Gesetze gelten als auf der Baustelle, wo Kommandowirtschaft gilt? Die Aktienmärkte in den USA warten jetzt auf konkrete wirtschaftspolitische Vorschläge. Und dennoch strafen die US-Aktienmärkte Trump nicht wirklich ab.

Amerika geht grundsätzlich weiter davon aus, dass es zu einer Stärkung des amerikanischen Wirtschaftsstandorts kommt. Und auch die nächste industrielle Revolution, die Digitalisierung, will Amerika für sich gewinnen. Dieses neue Betätigungsfeld will man nicht Europa und Asien überlassen. Amerika weiß, dass es über seine führenden digital companies erstmalig echte Chancen hat, bislang unerreichbare Industriequalitäten in Deutschland und Asien erfolgreich anzugreifen.

Die Vergangenheit zeigt, dass Parteien in Amerika bei nationalen Aufgaben die Reihen schließen. Und die Republikaner wissen, dass innerparteiliche Scharmützel nur dazu führen, dass nach den Kongresswahlen Ende des nächsten Jahres eine demokratische Parlamentsmehrheit droht. Und dann lassen sich große wirtschaftspolitische Vorhaben nur noch mit viel Streit und Abstrichen an der eigenen Position – s. die Debatten um die Anhebung des Schuldenlimits 2011 – umsetzen. Das Zeitfenster bis November 2018 müssen die Republikaner für Standortreformen nutzen. Politische Stockungen mit zwischenzeitlichem Konsolidierungsdruck am Aktienmarkt sind zwar zu erwarten. Aber geliefert werden muss.

Europäische Konjunktur: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer

Die Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe der Eurozone zeigt sich deutlich robuster als in den Vorjahren, oberhalb der wirtschaftliche Expansion anzeigenden Schwelle. Insbesondere in Deutschland ist die Stimmung gemäß Einkaufsmanagerindex euphorisch, befindet sich auf einem 71-Monatshoch.

Auch im Dienstleistungsgewerbe zeigt sich die Stimmung sehr stabil.

Dieser Euphorie fehlt jedoch der Unterbau durch harte Fundamentaldaten. So zeigen die Auftragseingänge in Deutschland bzw. die Industrieproduktion in der Eurozone – jeweils im Vorjahresvergleich – noch keine wirklich positiven Aufhellungen. Für einen nachhaltigen konjunkturellen Durchbruch fehlt Europa ein reform- und wettbewerbsfähiger Nährboden.

Restriktive Geldpolitik der EZB? Im Zweifel für den Angeklagten

Sicherlich liefern die robusten konjunkturellen Frühindikatoren der Eurozone und ein Anstieg der Inflation auf zwei Prozent Munition für die aktuelle Zinserhöhungsdebatte. Doch gemäß der Projektionen der EZB ergibt sich dafür bislang keine tatsächliche Grundlage. Die Wachstumsaussichten der Eurozone sieht die EZB immer noch verhalten. China kann aufgrund des schwierigen Übergangs von einem Schwellen- zu einem Industrieland weniger Stimulanz für die Welt- und europäische Wirtschaft entfalten als bisher. Ein Wirtschafts-Handicap ist nicht zuletzt, dass Amerika nicht mehr wie früher üblich Europa die Kärrnerarbeit der Konjunkturstimulierung abnimmt, die über einen verstärkten Export in die USA schließlich auch die europäische Binnenkonjunktur stimulierte. Amerika denkt wirtschaftlich deutlich egoistischer.

Ohnehin hemmt die anhaltende Verschuldung von Haushalten in Europa Konsumpotenziale ebenso wie eine Arbeitslosigkeit von durchschnittlich knapp 10 Prozent. Hinzu kommen politische Risiken in Europa, die sich als Investitionshemmnis auswirken.

Entspannend auf die Zinserhöhungsdebatte wirkt insbesondere die zukünftige Entwicklung der Inflation. Diese ist zwar aufgrund von deutlich geringeren Rohstoffpreisen im Vorjahr deutlich angestiegen. Da diese Effekte aber im Jahresverlauf auslaufen und die Ölpreise aufgrund mangelnder Disziplin der Opec in puncto Förderkürzungen und der Alternativförderung durch die Fracking-Methode über keinen weiteren Aufwärtsdruck verfügen, relativiert sich inflationsbedingter Zinserhöhungsdruck nachhaltig.

Und dann wäre da noch das Risiko Staatsschuldenkrise. Diese konnte nur durch eine freizügige Geldpolitik vor allem ab 2012 eingedämmt werden. Die aktuellen Bewertungen von Staatspapieren in Euro-Staaten haben mit ihrer Bonität nichts mehr zu tun. Zöge die EZB die Zinszügel wieder an, würde der planwirtschaftlich erzwungene Druck für Renditerückgänge gelöst. Fänden dann die Renditen und Anleihekurse zu ihren marktwirtschaftlich gerechten Niveaus allmählich zurück, hätte die Finanzpolitik in den mehrheitlich überschuldeten Euro-Ländern wieder ein sehr ernstes Schuldenproblem.

Italienische Staatsanleihen sind mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von aktuell etwa 44 doppelt so hoch bewertet wie der langjährige Bewertungsdurchschnitt seit Euro-Einführung und bevor die EZB ihre Anleiheaufkäufe 2012 begann. D.h. aber auch, dass italienische Renditen nur der Hälfte des historischen Durchschnitts entsprechen. Müsste Italien also jemals wieder wie früher bonitätsgerecht und mit Blick auf die Reformverweigerung normale Zinsen von durchschnittlich 4,5 statt aktuell 2,27 – das wäre eine Verdopplung – zahlen, stünde das völlig überschuldete Land mit einer Staatsverschuldung von etwa 2,3 Billionen Euro vor dem Ruin.

Dann wären Sozialleistungen und damit die soziale Ruhe – die bereits angeschlagen ist – nicht mehr zu gewährleisten. Diesen sozialpolitischen Zinsschock wird die EZB nicht zulassen. Auch sollte man nicht vergessen, dass im EZB-Rat mehrheitlich „Tauben“, Befürworter einer laxen Geldpolitik, keine Stabilitätsanhänger, also „Falken“ sitzen.

Europa ist makroökonomisch nicht aus dem Gröbsten heraus. Unser Kontinent hat anhaltend strukturelle Probleme, die ein Eingreifen der Geldpolitik noch langfristig erfordern. Mindestens im laufenden Jahr ist jede geldpolitische Trendwende reine Illusion. Und auch zukünftig wird die EZB niemals wieder Stabilitätspolitik à la Bundesbank betreiben können.

Marktstimmung – Die Abkopplung der Finanzmärkte von der Realwirtschaft

Vor dem Hintergrund des volkswirtschaftlichen Hinterherlaufens der Eurozone gegenüber den USA stellt sich die Frage, warum Aktien der Eurozone seit Ende Februar eine Outperformance gegenüber US-Aktien zeigen.

Auch ist zu hinterfragen, warum sich der Aktienmarkt der Eurozone und auch der Deutschlands so massiv von der volkswirtschaftlichen Wirtschaftsleistung abgekoppelt, ja abgehoben haben.

Natürlich spielt die üppige Geldpolitik eine Rolle, die wegen des Ausfalls der Alternativanlageklasse Zinsvermögen weiterhin einen Anlagenotstand produziert, der sich auch im Aktienmarkt Befriedigung verschafft.

Es gibt aber noch einen anderen Grund: Die europäischen bzw. deutschen Unternehmen sind weltweit breit aufgestellt. Investitionen finden dort statt, wo sie die höchsten Renditen erwarten. Auf makroökonomisch angeschlagene Standorte in Europa sind sie nicht angewiesen. Wenn sie mehr in Amerika investieren, werden sie auch von der erfolgreichen Einführung der Trumponomics ökonomischen Nutzen ziehen können. Da sie aber ihren Hauptsitz in Europa oder Deutschland haben, kommen ihre Heimataktienindices dennoch in den Genuss ihres mikroökonomischen Erfolgs, auch wenn die heimatlichen Wirtschaftsstandorte zu wünschen übrig lassen.

Ein weiteres mikroökonomisches Argument für deutsche Aktien ist die anstehende Dividendensaison. So haben 23 aller im deutschen Leitindex gelisteten Unternehmen ihre Ausschüttungssumme erhöht. Insgesamt werden knapp neun Prozent mehr und mit 31,8 Mrd. Euro die höchste Dividendensumme der DAX-Konzerne aller Zeiten ausgeschüttet, die im Übrigen nicht aus der Unternehmenssubstanz, sondern aus erwirtschafteten Gewinnen gezahlt wird. Bei deutschen Einzelaktien lassen sich Dividendenrenditen von bis zu 4,8 Prozent erzielen. Überhaupt, dividendenstarke Aktien bieten ein ordentliches Risikopolster gegen Kursschwankungen.

Charttechnik DAX & Euro Stoxx 50 – Vor neuen Bewährungsproben

Aus charttechnischer Sicht kommt es zu einer Korrektur im DAX, wenn die Unterstützung bei 12.010 Punkten unterschritten wird. Darunter geben dann die kurzfristig wichtigen Marken bei 11.920 und 11.821 Halt. Setzt der Index seinen intakten langfristigen Aufwärtstrend fort, stößt er bei 12.083 auf einen ersten Widerstand. Wird dieser durchbrochen, liegen die nächsten Hürden bei 12.219 und darüber am Allzeithoch bei 12.391 Punkten.

Im Euro Stoxx 50 liegen die ersten wichtigen Unterstützungen bei 3.395 und knapp darunter bei 3.345 Punkten. Werden diese unterhandelt, liegt die nächste Haltelinie bei 3.129. Wird auf dem Weg nach oben der Widerstand bei 3.492 Punkten durchbrochen, treten die nächsten Barrieren bei 3.537 und schließlich 3.598 in den Vordergrund.

Der Wochenausblick für die KW 13 – Die Saarland-Wahl als Trendsetter für die Bundestagswahl?

Der für den 29. März 2017 geplante Austrittsantrag Großbritanniens aus der EU markiert den Auftakt für zähe Verhandlungen für die zukünftigen Wirtschaftsbeziehungen, die die politische Stimmung in der EU deutlich belasten können.

In Deutschland setzen die ifo Geschäftsklimazahlen ihren langsamen, aber stetigen Aufwärtstrend fort.

Die am 26. März im Saarland stattfindende Landtagswahl ist auch ein Gradmesser, ob es in Deutschland eine Wechselstimmung gibt, die am 24. September zu einer Ablösung der Großen Koalition führen könnte.

Ein Beitrag von Robert Halver.

Robert Halver ist Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG. Das Haus mit Sitz in Unterschleißheim bei München ist eine der führenden Investmentbanken in Deutschland und Marktführer im Handel von Finanzinstrumenten. Halver beschäftigt sich seit 1990 mit Wertpapieren und Anlagestrategien.

Rechtliche Hinweise / Disclaimer und Grundsätze zum Umgang mit Interessenkonflikten der Baader Bank AG: http://www.bondboard.de/main/pages/index/p/128.

Bildquelle: Baader Bank / dieboersenblogger.de


(24.03.2017)


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    Trumponomics nur eine Euphorie-Blase?

    Es war das Hassobjekt der Republikaner im US-Wahlkampf: Obamacare. Diese „gesundheitspolitische Schande“ wollte Trump so schnell wie möglich beseitigen. Leichter gesagt als getan: Wenn schon Obamacare selbst für eine republikanische Mehrheit im Kongress eine massive Herausforderung ist, wie ist es dann erst um die Umsetzung der Trumponomics, die großen Reformvorhaben wie z.B. die US-Unternehmenssteuerreform und Deregulierung bestellt? Haben wir es mit einem Menetekel, der Trump-Dämmerung zu tun? Hat der Immobilienlöwe den Mund etwa zu voll genommen und unterschätzt, dass in der Politik andere Gesetze gelten als auf der Baustelle, wo Kommandowirtschaft gilt? Die Aktienmärkte in den USA warten jetzt auf konkrete wirtschaftspolitische Vorschläge. Und dennoch strafen die US-Aktienmärkte Trump nicht wirklich ab.

    Amerika geht grundsätzlich weiter davon aus, dass es zu einer Stärkung des amerikanischen Wirtschaftsstandorts kommt. Und auch die nächste industrielle Revolution, die Digitalisierung, will Amerika für sich gewinnen. Dieses neue Betätigungsfeld will man nicht Europa und Asien überlassen. Amerika weiß, dass es über seine führenden digital companies erstmalig echte Chancen hat, bislang unerreichbare Industriequalitäten in Deutschland und Asien erfolgreich anzugreifen.

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    Europäische Konjunktur: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer

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    Auch im Dienstleistungsgewerbe zeigt sich die Stimmung sehr stabil.

    Dieser Euphorie fehlt jedoch der Unterbau durch harte Fundamentaldaten. So zeigen die Auftragseingänge in Deutschland bzw. die Industrieproduktion in der Eurozone – jeweils im Vorjahresvergleich – noch keine wirklich positiven Aufhellungen. Für einen nachhaltigen konjunkturellen Durchbruch fehlt Europa ein reform- und wettbewerbsfähiger Nährboden.

    Restriktive Geldpolitik der EZB? Im Zweifel für den Angeklagten

    Sicherlich liefern die robusten konjunkturellen Frühindikatoren der Eurozone und ein Anstieg der Inflation auf zwei Prozent Munition für die aktuelle Zinserhöhungsdebatte. Doch gemäß der Projektionen der EZB ergibt sich dafür bislang keine tatsächliche Grundlage. Die Wachstumsaussichten der Eurozone sieht die EZB immer noch verhalten. China kann aufgrund des schwierigen Übergangs von einem Schwellen- zu einem Industrieland weniger Stimulanz für die Welt- und europäische Wirtschaft entfalten als bisher. Ein Wirtschafts-Handicap ist nicht zuletzt, dass Amerika nicht mehr wie früher üblich Europa die Kärrnerarbeit der Konjunkturstimulierung abnimmt, die über einen verstärkten Export in die USA schließlich auch die europäische Binnenkonjunktur stimulierte. Amerika denkt wirtschaftlich deutlich egoistischer.

    Ohnehin hemmt die anhaltende Verschuldung von Haushalten in Europa Konsumpotenziale ebenso wie eine Arbeitslosigkeit von durchschnittlich knapp 10 Prozent. Hinzu kommen politische Risiken in Europa, die sich als Investitionshemmnis auswirken.

    Entspannend auf die Zinserhöhungsdebatte wirkt insbesondere die zukünftige Entwicklung der Inflation. Diese ist zwar aufgrund von deutlich geringeren Rohstoffpreisen im Vorjahr deutlich angestiegen. Da diese Effekte aber im Jahresverlauf auslaufen und die Ölpreise aufgrund mangelnder Disziplin der Opec in puncto Förderkürzungen und der Alternativförderung durch die Fracking-Methode über keinen weiteren Aufwärtsdruck verfügen, relativiert sich inflationsbedingter Zinserhöhungsdruck nachhaltig.

    Und dann wäre da noch das Risiko Staatsschuldenkrise. Diese konnte nur durch eine freizügige Geldpolitik vor allem ab 2012 eingedämmt werden. Die aktuellen Bewertungen von Staatspapieren in Euro-Staaten haben mit ihrer Bonität nichts mehr zu tun. Zöge die EZB die Zinszügel wieder an, würde der planwirtschaftlich erzwungene Druck für Renditerückgänge gelöst. Fänden dann die Renditen und Anleihekurse zu ihren marktwirtschaftlich gerechten Niveaus allmählich zurück, hätte die Finanzpolitik in den mehrheitlich überschuldeten Euro-Ländern wieder ein sehr ernstes Schuldenproblem.

    Italienische Staatsanleihen sind mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von aktuell etwa 44 doppelt so hoch bewertet wie der langjährige Bewertungsdurchschnitt seit Euro-Einführung und bevor die EZB ihre Anleiheaufkäufe 2012 begann. D.h. aber auch, dass italienische Renditen nur der Hälfte des historischen Durchschnitts entsprechen. Müsste Italien also jemals wieder wie früher bonitätsgerecht und mit Blick auf die Reformverweigerung normale Zinsen von durchschnittlich 4,5 statt aktuell 2,27 – das wäre eine Verdopplung – zahlen, stünde das völlig überschuldete Land mit einer Staatsverschuldung von etwa 2,3 Billionen Euro vor dem Ruin.

    Dann wären Sozialleistungen und damit die soziale Ruhe – die bereits angeschlagen ist – nicht mehr zu gewährleisten. Diesen sozialpolitischen Zinsschock wird die EZB nicht zulassen. Auch sollte man nicht vergessen, dass im EZB-Rat mehrheitlich „Tauben“, Befürworter einer laxen Geldpolitik, keine Stabilitätsanhänger, also „Falken“ sitzen.

    Europa ist makroökonomisch nicht aus dem Gröbsten heraus. Unser Kontinent hat anhaltend strukturelle Probleme, die ein Eingreifen der Geldpolitik noch langfristig erfordern. Mindestens im laufenden Jahr ist jede geldpolitische Trendwende reine Illusion. Und auch zukünftig wird die EZB niemals wieder Stabilitätspolitik à la Bundesbank betreiben können.

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    Vor dem Hintergrund des volkswirtschaftlichen Hinterherlaufens der Eurozone gegenüber den USA stellt sich die Frage, warum Aktien der Eurozone seit Ende Februar eine Outperformance gegenüber US-Aktien zeigen.

    Auch ist zu hinterfragen, warum sich der Aktienmarkt der Eurozone und auch der Deutschlands so massiv von der volkswirtschaftlichen Wirtschaftsleistung abgekoppelt, ja abgehoben haben.

    Natürlich spielt die üppige Geldpolitik eine Rolle, die wegen des Ausfalls der Alternativanlageklasse Zinsvermögen weiterhin einen Anlagenotstand produziert, der sich auch im Aktienmarkt Befriedigung verschafft.

    Es gibt aber noch einen anderen Grund: Die europäischen bzw. deutschen Unternehmen sind weltweit breit aufgestellt. Investitionen finden dort statt, wo sie die höchsten Renditen erwarten. Auf makroökonomisch angeschlagene Standorte in Europa sind sie nicht angewiesen. Wenn sie mehr in Amerika investieren, werden sie auch von der erfolgreichen Einführung der Trumponomics ökonomischen Nutzen ziehen können. Da sie aber ihren Hauptsitz in Europa oder Deutschland haben, kommen ihre Heimataktienindices dennoch in den Genuss ihres mikroökonomischen Erfolgs, auch wenn die heimatlichen Wirtschaftsstandorte zu wünschen übrig lassen.

    Ein weiteres mikroökonomisches Argument für deutsche Aktien ist die anstehende Dividendensaison. So haben 23 aller im deutschen Leitindex gelisteten Unternehmen ihre Ausschüttungssumme erhöht. Insgesamt werden knapp neun Prozent mehr und mit 31,8 Mrd. Euro die höchste Dividendensumme der DAX-Konzerne aller Zeiten ausgeschüttet, die im Übrigen nicht aus der Unternehmenssubstanz, sondern aus erwirtschafteten Gewinnen gezahlt wird. Bei deutschen Einzelaktien lassen sich Dividendenrenditen von bis zu 4,8 Prozent erzielen. Überhaupt, dividendenstarke Aktien bieten ein ordentliches Risikopolster gegen Kursschwankungen.

    Charttechnik DAX & Euro Stoxx 50 – Vor neuen Bewährungsproben

    Aus charttechnischer Sicht kommt es zu einer Korrektur im DAX, wenn die Unterstützung bei 12.010 Punkten unterschritten wird. Darunter geben dann die kurzfristig wichtigen Marken bei 11.920 und 11.821 Halt. Setzt der Index seinen intakten langfristigen Aufwärtstrend fort, stößt er bei 12.083 auf einen ersten Widerstand. Wird dieser durchbrochen, liegen die nächsten Hürden bei 12.219 und darüber am Allzeithoch bei 12.391 Punkten.

    Im Euro Stoxx 50 liegen die ersten wichtigen Unterstützungen bei 3.395 und knapp darunter bei 3.345 Punkten. Werden diese unterhandelt, liegt die nächste Haltelinie bei 3.129. Wird auf dem Weg nach oben der Widerstand bei 3.492 Punkten durchbrochen, treten die nächsten Barrieren bei 3.537 und schließlich 3.598 in den Vordergrund.

    Der Wochenausblick für die KW 13 – Die Saarland-Wahl als Trendsetter für die Bundestagswahl?

    Der für den 29. März 2017 geplante Austrittsantrag Großbritanniens aus der EU markiert den Auftakt für zähe Verhandlungen für die zukünftigen Wirtschaftsbeziehungen, die die politische Stimmung in der EU deutlich belasten können.

    In Deutschland setzen die ifo Geschäftsklimazahlen ihren langsamen, aber stetigen Aufwärtstrend fort.

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    Robert Halver ist Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG. Das Haus mit Sitz in Unterschleißheim bei München ist eine der führenden Investmentbanken in Deutschland und Marktführer im Handel von Finanzinstrumenten. Halver beschäftigt sich seit 1990 mit Wertpapieren und Anlagestrategien.

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