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Runletter #19: Nachdenkliches Editorial von Monika Syslo, 10er beim VCM, Ehre für Georg Werthner

Monika Syslo

23.10.2016

Herzlich willkommen zum Runletter #19, liebe Läufercommunity!

Ich wende mich hier an euch weil ich in den letzten Tagen sehr nachdenklich, traurig aber auch teilweise entsetzt bin. Ungeachtet des tragischen Todes eines ganz jungen 24jährigen Läufers aus Strobl beim Wolfgangseelauf vergangenes Wochenende (den ich leider hautnah miterleben musste), sehe ich seit Jahren nicht nur positive Entwicklung unseres schönen Laufsports. Ich selbst laufe erst seit knapp 5 Jahren, aber die vielen verletzungsbedingten Ausfälle auch in meinem Bekanntenkreis häufen sich extrem und heuer war für viele ein ganz besonders schlechtes „Pechjahr“ wie es scheint.

Ich sehe bei vielen Laufveranstaltungen die ich leidenschaftlich gerne besuche immer wieder tragische Szenarien von Läufern die sich komplett übernehmen, weit über ihre Fähigkeiten hinaus laufen, die Läufe (insbesondere bei längeren Distanzen – z.B. Halbmarathon) abbrechen müssen, nicht finishen können. Ober auf Biegen und Brechen ohne jede Vernunft knapp an Dehydrier- und Kotzgrenze unbedingt ihre erhoffte persönliche Bestleistung (PB) um jeden Preis erlaufen wollen.

Noch schlimmer sind jene, die binnen nur 3-6 Monaten kometenhaft einen HM laufen wollen oder gar auch schon im ersten Laufjahr sich die Marathonstrecke zumuten. Ihre Körper können der Belastung nicht standhalten. Wie denn auch? Es klappt vielleicht ein Jahr, zwei, aber spätestens im dritten Jahr werden Gelenksschmerzen, Knie, Hüfte oder Achillessehne streiken. Und nicht selten ist es dann auch schon wieder mit dem Laufen vorbei.

Ich werde immer wieder von einigen von euch gefragt, wieso ich so viel laufen kann (wobei „viel“ ist natürlich Ansichtssache und sehr relativ) oder warum ich unverletzt bin (bislang zumindest!) und keine Schmerzen habe. Ja warum? Ich vermute deshalb, weil ich einfach seit 5 Jahren kontinuierlich, ABER LANGSAM die Umfänge steigere und parallel immer Kraft- und Stabilisationstraining gemacht habe, und derzeit aber seit gut 2 Jahren Woche für Woche ca. 50km im Training absolviere, bei jeder Witterung. Aber vielleicht hatte ich einfach bisher nur Glück und mein Körper meint es einfach gut mit mir. Aber ich versuche so gut ich kann auf meinen Körper zu hören, laufe an Tagen an denen ich sehr müde bin nicht, aber noch viel wichtiger, ich versuche mich von all den traumhaft schönen Bildern die uns alle Laufveranstalter nicht zuletzt auch via Social Media so schmackhaft machen nicht zu sehr beeinflussen zu lassen. Natürlich wäre es ein Traum den Großglockner Ultratrail zu laufen oder einen spektakulären Bergmarathon mit Gletscherquerung. Ich muss wirklich gestehen, dass es unglaublich schwierig ist, sich bei all diesen grandiosen Laufevents nicht Woche für Woche anzumelden, insbesondere dann auch noch wenn liebe Freunde und Bekannte mit am Start stehen. Es ist jedoch eine Vernunftentscheidung, alles dosiert anzugehen und erst dem Körper das Laufen, die Grundlagenausdauer als auch das technisch schwierige und anspruchsvolle Trailrunning beizubringen.

Bitte fangt langsam an, steigert die Umfänge von 5 auf 10 km nicht zu schnell!!!! Auch weiter, zwischen 10 km und einem Halbmarathon sind Welten dazwischen! Nehmt euch Zeit, eure Muskulatur, Bänder, Rumpf, Herz-Kreislaufsystem werden es euch danken. Orientiert und vergleicht euch nicht mit anderen, denn jeder Körper reagiert auf Belastung anders. Wenn ihr gerne mit dem Trailrunnig beginnen wollt, lauft ganz kleine Distanzen und nur wenige Höhenmeter. Vielleicht geht erst mal wandern um euch an die Steigungen zu gewöhnen, joggt nur kleine Passagen im Gelände. Bergab laufen erfordert eine eigene Technik (die ich auch erst lernen muss!). Lasst euch nicht blenden von tollen Berichten in allen Laufforen und FB-Gruppen. Lernt von erfahrenen Läufern und geht aber euren eigenen, den auf euren Körper abgestimmten Weg. Setzt euch kleine Ziele (einige Wettkämpfe z.B.) und genießt diese, saugt die einzigartige Atmosphäre auf, habt Gänsehaut und Glückstränen in den Augen und tragt eure Finishermedaillen mit Stolz! Lauft mit eurem Herzen, ja, aber auch ein wenig mit dem Köpfchen!  Und vergesst dabei niemals warum ihr mit dem Laufen angefangen habt. Ich würde zu gerne noch laaaange voller Freude aber vor allem GESUND mit euch gemeinsam laufen können!!!


Abschließend möchte ich noch einen Ultra-Trailrunner und Extremsportler zitieren von dem wir alle noch viel lernen können: „Das Laufen soll kein Zwang werden. Du musst gern in der Natur unterwegs sein. Du musst anhalten können, tief durchatmen können und auch ohne Handy zu zücken auf der Jagt nach dem spektakulärsten Foto einen Augenblick genießen können. Dann bleibst du am Richtigen Weg und wirst lange und glücklich laufen.“ Danke Trailbeard, Florian Grasel, für diese Worte.
Eure, zutiefst besorgte Monika

Runbelievable Fun trotz allem

wünscht Monika (Syslo)

PS: RIP Ing. Lukas Zopf, Strobl 

 
 

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